Bei Männern ist der Wechsel in hormoneller Hinsicht nicht mit dem der Frau vergleichbar. Damit meine ich, dass die hormonelle Umstellung beim Mann weitaus langsamer und unmerklicher verläuft, als bei der Frau.
Männer sind bis ins hohe Alter zeugungsfähig, bei Frauen endet mit der Menopause die Empfängnisfähigkeit ganz klar und eindeutig.
Es kann zwar sehr wohl vorkommen, dass auch Männer unter hormonell bedingten Beschwerden leiden, mehr jedoch dürften psychische und soziale Herausforderungen für ihn eine Rolle spielen.
Aus Sicht der chinesischen Medizin (Janka Regenfelder) wechselt die Frau im Schnitt mit 49 Jahren (7×7), der Mann mit 64 Jahren (8×8). Dies ist in Bezug auf die Fähigkeit, für Nachkommen zu sorgen, einleuchtend. Der Mann kann mit 50 Jahren sehr wohl noch zeugen, die Frau jedoch meist nicht mehr empfangen.
Gleichgültig, was die chinesische Medizin sagt, gilt meiner Meinung, dass auch der Mann ab 42 (Midlife-Crisis) bis 49 Jahren eine Zeit der Krise durchmacht, die womöglich abflaut, um dann mit 64 erneut aufzuflackern.
Vor welcher Herausforderung steht der Mann in seinen Wechseljahren?
Nach C.G. Jung, dem Begründer der analytischen Psychologie, geht es beim Mann darum, im Laufe seines Lebens, die „innere Frau“ in sich zu integrieren.
Je nachdem wie intensiv sich ein Mann mit der Rolle als Mann mit vorwiegend „männlichen“ Eigenschaften identifiziert, wird es ihm schwer oder leicht fallen, zu wechseln. Wenn ein Mann von sich erwartet, immer cool, stark, kraftvoll, mutig, aktiv usw. zu sein, kann es ihn stark irritieren, wenn sich allmählich mehr und mehr Weichheit, Sensibilität, Passivität (vielleicht in Form von Häuslichkeit?) in seine Persönlichkeit einschleicht.
Im Alter wird der Mann bekanntlich „weicher“ (gefühlvoller). Integriert er diese Yin-Aspekte, braucht nicht unbedingt die Potenz darunter zu leiden. Männer, die extrem „männlich“ wirken wollen, kann es passieren, dass ihr Glied die ihm fehlende Weichheit spiegelt.
Ich beobachte, dass die Potenz bei Männern z.B. nach Operationen, Unfällen und Schlaganfällen nachgelassen hat. Emotionen zu fühlen, gehört oft nicht in das Bild eines Mannes. Eine Schwäche zeigen, ebenso nicht. Der Mann reagiert dann möglicherweise mit sexuellem Rückzug, weil er von sich meint, aufgrund der Krankheit kein „echter Mann“ mehr zu sein.
Eifersucht kann dann mit ins Spiel kommen, wenn die Frau aktiv und gesund bleibt.
Der Mann selbst, sowie seine Sexualität darf im Alter sanfter, abwartender, passiver, zärtlicher werden. Die Frau darf dafür klarer werden und mitteilen, was sie in der Sexualität will. Das sexuelle Vorspiel darf sich ausweiten. Der Orgasmus braucht weder bei ihm, noch bei ihr im Vordergrund sein.
Die Sexualität kann sich von der stürmischen Leidenschaft zur Wonne, von der Geilheit zur Sinnlichkeit, vom herkömmlichen zielorientierten Sex zum tantrischen Erleben wandeln. Sexualität kann zum Genuss werden, bei dem sich vorwiegend die Herzen vereinen.
Männer, deren Frauen auch vor dem Wechsel weniger sexuelles Verlangen haben, als sie selbst, können lernen, ihre Triebhaftigkeit zu lenken, ihre Ausrichtung auf den Orgasmus loszulassen und eine Form der Sexualität zu erarbeiten, die für beide stimmig ist.
Ein sexuelles Problem haben beide Partner, sobald eine/r der beiden leidet. Statistische Häufigkeiten sind nebensächlich. Man(n) muss nicht einmal pro Woche/Monat,.. Sexualität leben. Wichtig ist, dass sich beide authentisch und wohl fühlen.
Da die Wechseljahre eine Art zweite Pubertät sind, kann es sein, dass vorübergehend Onanie (Selbstbefriedigung) wieder an Bedeutung zunimmt. Auch ein energetisches Interesse am gleichen Geschlecht passt dazu.
Das erklärt vielleicht, warum Frauen um die 50 gern unter sich sind und weshalb sich neben den üblichen Vereinstätigkeiten mehr und mehr Männerkreise bilden.
Im beruflichen Kontext kann dem Mann sein „Bauchgefühl“ und seine Intuition wichtiger werden, als die Ratio allein. Er handelt und entscheidet nicht mehr nur nach verstandesgemäßen, logischen Gesichtspunkten, sondern wird zunehmend weise. Zu dieser Weisheit gelangt der Verstand nur in Verbindung mit seinem Gefühl. Kopf und Bauch dürfen sich im Herz vereinen. Mann und Frau haben gleichermaßen die Chance auf eine „innere Hochzeit“ .
Diese „innere Hochzeit“ meint die Verbundenheit im Herzen zwischen aktiven (Verstand) und passiven (Gefühl) Kräften (Animus und Anima), so dass er im Alter gut mit sich allein sein kann.
Analogien für Animus sind:
aktiv, warm, gespannt, eckig, hart, strukturiert, männlich, zielorientiert, lösungsorientiert, zum Ausdruck bringend, schnell, abgebend, denkend, abgrenzend, verteilend, NEIN-sagend
Analogien für Anima sind:
passiv, weiblich, entspannt, gelöst, aufnehmend, wartend, sammelnd, sanft, weich, kühl, rund, fühlend, bergend, JA-sagend,..