Angeblich sterben Vögel, wenn man ihnen beim Ausschlüpfen helfen würde. Durch das Ausschlüpfen aus eigener Kraft stärken sich ihre Muskeln, die ihnen später den Flug ermöglichen.
Vielleicht stimmt diese Aussage nur eingeschränkt. Dennoch finde ich es ein passendes Sinnbild dafür, dass wir unseren Kinder nichts Gutes tun, wenn wir ihnen sämtliche „Schalen“ aus dem Weg räumen.
Junge Menschen, die nie aus eigener Kraft Schwierigkeiten gemeistert haben, tun sich später oft schwerer, Krisen gesund zu bestehen, als solche, die sehr wohl bereits selbst ihre „Schalen weggepellt“ haben.
Waren Kinder früher überfordert und allein gelassen, so bekommen sie heute oft mehr Unterstützung als nötig. Es geht also nicht darum, Kinder mit Problemen allein zu lassen oder sie gar absichtlich zu verlassen. Es geht aber auch nicht darum, sämtliche Fragen sofort zu beantworten, die einem das Kind stellt und sämtliche Konflikte sofort für das Kind zu lösen.
Mit einfacher und minimaler Modifikation des Erziehungsverhaltens werden Eltern von Helikopter-Eltern zu Vogelflieg-Eltern!
- Fragen statt Antworten: Wenn dein Kind mit einer Frage kommt, stell ihm kluge Fragen.
- Was meinst du?
- Wie könntest du das Problem lösen?
- Wer könnte dir dabei helfen?
- Was sagt deine innere Stimme?
- Wie würde deine Freundin das Problem lösen?
- Scheiter heiter! Wenn dein Kind etwas ausprobiert, lass es auch mal scheitern. Schau ihm interessiert zu, aber greife nicht sofort ein und mach es besser oder richtig. z.B. Turm aus Bauklötzen bauen, usw.
- Emotionen aushalten: Wenn dein Kind weint, so darf es das. Tröste es, gib der Trauer räum, lenke es nicht immer sofort ab. Halte dein Kind und warte, bis es von selbst ruhiger wird. Dann frag es: Was können wir jetzt tun, damit es uns besser geht? Was könnte dir jetzt gut tun?
- Selbst Konflikte lösen lassen: Bei Konflikten zw. Geschwistern frag sie, wie sie diesen lösen würden, wenn sie die Eltern wären.
- Rollenumkehr auch bei anderen Themen. Z.B. will dein Sohn immer ewig lange aufbleiben und am Handy spielen. Du könntest ihn fragen: Wie lange würdest du deinen 14-jährigen Sohn am Abend das Handspielen erlauben?
- Gemeinsam tun: Anstatt deinem Kind etwas abzunehmen, biete ihm an, es gemeinsam zu tun. z.B. Wir bauen das Regal gemeinsam zusammen. Wir kochen gemeinsam. Wir gehen gemeinsam zum Nachbarn und entschuldigen uns für den Fußball im Fenster. usw.
- Gendergerechte Haushaltsführung: Achte darauf, sowohl Buben wie Mädchen altersgerechte Mithilfe im Haushalt zuzumuten.
- Hotel Mama kostet was: Immer öfters wohnen junge Erwachsene lange bei ihren Eltern. Sobald sie Geld verdienen dürfen sie fürs Wohnen auch etwas bezahlen.
- Eigenanteil leisten lassen: Oft sagen Eltern, dass sie deshalb alles im Haushalt für Ihre Kinder machen, weil diese ja so viel lernen oder so lange arbeiten müssen und deshalb keine Zeit fürs Abwaschen, Wäschewaschen, Kochen usw. haben. Gern vergleiche ich damit unser eigenes Leben als Erwachsene. Müssen wir nicht auch Haushaltsführung UND Arbeitsleben unter einen Hut bringen? Das selbe dürfen wir unsere Heranwachsenden stufenweise erleben lassen, damit sie später Haushalt und Arbeit bewältigen können….und ihr Leben wie im Flug meistern! Vogel flieg!