Titan – das Tauchboot in uns

…eine tiefenpsychologische Betrachtung.

So wie außen auch innen. Das Ereignis der „Titan“ hat mich berührt. Daher widme ich ihr und allen Menschen, die sich ebenso berühren ließen, diesen Beitrag.

Es war einmal….
eine Gewalterfahrung (Eisberg), die einen Teil meiner Identität (Titanic) erschütterte und zerstörte. Diese Erfahrung liegt nun am Grund meiner Seele (Meeresboden), in der Vergangenheit (unter der Wasseroberfläche) und im Unterbewusstsein (dunkle Tiefsee). Sie ist für mich weder sicht- noch spürbar.
Vor einigen Jahren entdeckte ich diesen traumatischen Anteil meiner Selbst (Titanic-Wrack wurde gefunden) und habe ihn rational erfasst. Ich blickte seither mit Abstand und theoretisch auf die Vergangenheit zurück. (Titanic-Modell, Fotos, Filme)
Meine Vergangenheit macht mich zunehmend neugierig und ein Teil meines Psychologen-Egos (Tauchboot) meint, mit dieser schmerzhaften Geschichte (Untergang der Titanic durch Gewalt eines Eisbergs) direkt in Kontakt kommen zu wollen (Reise zum Titanic-Wrack). Ich will um jeden Preis (250.000 $) in meine Vergangenheit abtauchen und mit ihr (Titanic) in Berührung kommen.

Doch bin ich emotional gut genug ausgestattet? Bin ich stabil genug? (technische Ausstattung des Tauchboots). Habe ich genau Sicherheitsvorkehrungen getroffen? Habe ich Menschen, die mir beim Auftauchen helfen, Kontakt zum Erwachsenen – Ich, zur Realität (Meeresoberfläche)? Gibt es eine Geborgenheit vermittelnde Mutter (Mutterschiff), zu der ich zurückkehren kann? Ist auf diese Verlass?

Ich ignoriere diese Fragen. Stattdessen übernehme ich mich (Zertifikat fehlt), ich überschätze mich (ignoriere und leugne technische Mängel des Tauchboots) und tauche ab. Möglicherweise wähle ich Verfahren, die mich in hoher Geschwindigkeit,  unsensibel mit meiner Vergangenheit in Berührung kommen lassen (rasches Abtauchen). Ich verliere den Kontakt zur Gegenwart (Funkkontakt riss ab). Ich spüre, wie gewaltsam das Eintauchen war (Implosion). Ich habe mir selbst bewusst Gewalt angetan, in dem ich von mir verlangte, mich einem schmerzhaften Ereignis aus der Vergangenheit zu stellen.

Facit: Wir dürfen Respekt davor haben, wenn Themen im Verborgenen bleiben möchten, unbewusst sind. Wir dürfen Vertrauen darin haben, dass sich Altes mit der Zeit auflöst. Wir dürfen auf die Kraft des Ozeans (Kraft des Glaubens, Vertrauens, Kraft Gottes?) vertrauen. Wir dürfen traumsensibel vorgehen und zuvor für genug Sicherheit (Menschen, Helfernetz, Erdung, Ressourcen) sorgen, bevor wir mit unseren schmerzhaften Ereignissen in Berührung kommen wollen. Wir dürfen Verständnis dafür haben, wenn etwas in uns für uns unerreichbar bleibt. Vielleicht ist dies natürlich und in Ordnung so?

In meiner Praxis erlebe ich oft Menschen, die ungeduldig sind und Symptome, Probleme, Störungen rasch weg haben wollen. Das geht genauso wenig, wie plötzliches zu rasches Abtauchen zu den Wurzeln des Übels. Behutsames Vorgehen, gute Beratung, die richtige Methode und Vertrauen in die fachliche Begleitung sind Erkenntnisse, die ich für mich als Mensch und als Psychologin aus dem Ereignis „Titan“ gewonnen habe

Essenz: Habe ich für genügend Sicherheit (technisch sicheres Tauchboot) gesorgt, bevor ich in die Traumen meiner Vergangenheit (Eisberg zerstört Titanic) abtauche, um mit diesen Schmerzen in Berührung zu kommen (Titanic-Wrack).
Wär es nicht neuerliche Gewalt (Implosion des Tauchboots), die ich riskiere, bzw. mir selbst antue, wenn ich meine, um jeden Preis (250 000,- $) abtauchen zu wollen? Sei behutsam mit dir!

 

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