Wozu in die Stille gehen? Stille und Nichtstun ist doch langweilig und vergeudete Zeit, oder?
Viele Menschen denken so und handeln danach. Sie reden viel, tun viel, kaufen viel, surfen viel und füllen jede nur erdenklich kleine Wartezeit mit dem Smart- oder I-Phone.
Dabei sei Stille so gesund. Unser Hirn wächst in der Stille. Stille fördert unsere Konzentration, unser Mitgefühl, unsere Stimmung und das Empfinden für das, was Sinn macht im Leben.
In der Stille können wir uns regenerieren, auftanken, erholen und eine Verbundenheit mit allem, was ist, erleben.
Gleichzeitig scheint Stille bedrohlich zu sein, ansonsten würden wir sie nicht so viel meiden.
Warum?
In der Stille lauern schmerzhafte Erinnerungen, die wir mit dem Tun und Machen verdrängen und übertönen wollen, um die damit zusammenhängenden Gefühle nicht spüren zu müssen.
Spirituelle Lehren reden davon meist nicht. Sie versprechen einem sofort göttliche Inspirationen. Davon, dass man in der Stille zunächst sich selbst und den eigenen Leichen im Keller begegnet, davon sprechen sie nicht.
Um zum inneren Frieden zu gelangen, der hinter dem emotionalen Chaos und den versagten Bedürfnissen aus der Kindheit liegt, braucht es Mut und die Bereitschaft, Emotionen und Schmerz auszuhalten.
Erst danach wird es innerlich still und friedlich. Ist diese Erlösung das, was das Christentum mit „Geburt Christi“ meint?
Zunächst macht es Sinn, sich vor Schmerz zu schützen. Als Kind macht es Sinn, als Teenager auch noch. Später jedoch dürfen wir den Widerstand gegen unsere Schmerzen ablegen und üben, einverstanden zu sein.
Ich bin einverstanden mit meiner Vergangenheit, einverstanden mit den versagten Bedürfnissen, für die ich heute die Verantwortung übernehme…bestmöglich, sofern ich nicht grad mal wieder ein Hotel im Opferland gebucht und besucht habe. Das braucht es auch noch ab und zu.
Wer mag sich selbst nicht auch mal Leid tun und hoffen und warten, bis der andere einem Gutes tut? Die Opferhaltung ist legitim, die Frage ist nur, wie lange. Irgendwann ist einem vermutlich schade um die Lebenszeit. dann führe ich mich vom Opfermodus wieder in die Schöpferkraft hinein.
In der Stille und im Nichtstun findet sich dieser Weg von selbst…und wenn es nur 5 Minuten am Tag sind, die ich bewusst nutze, zu sein.
Weihnachten naht. Es wird Zeit, sich darauf vorzubereiten, wann und ob Zeit bleibt für Stille und Nichts-Tun, denn sonst wird es wohl eine „Steile und eilige Nacht“ wie bei unserem Kabarett anlässlich 200 Jahre Stille Nacht werden.