In mir zu Hause sein?

In mir zu Hause sein, bedeutet für mich, meinen Körper zu bewohnen. So wie ich mein Haus bewohne oder auf Reise bin. Manchmal bin ich mehr zu Hause, manchmal weniger. Manchmal bin ich länger und weiter von mir weg, manchmal nur kurz.

Geist und Körper sind nicht permanent mit einander verbunden, so wie ein Bewohner eines Hauses üblicherweise auch nicht immer zu Hause ist.

Dennoch kommt es vor, dass wir mehr als uns gut tut „außer Haus“ sind, also den Kontakt zu uns selbst, zu unserem Körper, zu den Gefühlen und Bedürfnissen verlieren und vernachlässigen. Dann beginnen wir zu leiden, so wie ein Haus leidet, wenn der Bewohner zu selten zu Hause ist.

Wir tun jedoch alles aus gutem Grund. Auch macht es ja manchmal große Freude, „nicht zu Hause“ zu sein.

Was könnte der Nachteil sein, zu Hause in mir selbst zu sein? Bleiben wir bei der Metapher des Hauses, könnte der Nachteil sein, dass ich merke, wie schmutzig mein Haus ist. ich könnte Leichen im Keller entdecken. Ich könnte mich einsam und leer fühlen. Es ist bekanntermaßen leichter, vor der Tür des Nachbarn als vor der eigenen zu kehren. Heftige Emotionen und damit zusammenhängende Bedürfnisdefizite (aus der Kindheit?) könnten spürbar werden. Das alles vermeiden wir, wenn wir den Nachbarn besuchen gehen.

Ein weiterer vermeintlicher Nachteil ist der Kontrollverlust über andere Menschen. Wir glauben, die Kontrolle zu verlieren, wenn wir bei uns sind. Unser Ego redet uns ein, dass alles andere viel interessanter sei, als wir selbst und der gegenwärtige Moment.

Der letzte Nachteil, der mir in den Sinn kommt, ist, dass der einzelne Mensch Verantwortung für sich selbst übernehmen müsste, wenn er bei sich wäre. Ist es nicht viel einfacher, sich um das Leid anderer zu kümmern als um das eigene? Ist es nicht einfacher, zu hoffen und zu warten, bis einem ein anderer Mensch Aufmerksamkeit schenkt? Ich verstehe, dass wir so denken und ticken, da viele von uns so selbst-los erzogen wurden. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt aber aus meiner Sicht, dass ich nur Licht für andere sein kann, wenn es in mir brennt.

 

Das sog. „Bulb and Basket-Tool“ aus dem StressExpress-Ticket ins Burnout am 7.10.2017 in Salzburg. Die Glühbirne steht für die Aufmerksamkeit, das Körbchen für das Haus. Dort wo ich mit meiner Aufmerksamkeit bin, fließt Energie, brennt Licht.

Share:

Ich unterstütze die DEBRA Austria

Mein Buch „Mentikamente von A-Z…“