Ich beobachte an anderen und mir selbst, dass sogenannte „gute Vorsätze“ irgendwann „ins Gegenteil kippen“ und damit Frust und Selbstzweifel erzeugen können.
Woran liegt dies und wie können wir diese „vorsätzlichen Schaden“ minimieren?
Spezielle Ereignisse, wie Geburtstage, Jahreswechsel oder persönliche Krisen – seien es Krankheiten, Operationen oder Verlusterlebnisse – motivieren uns, auf unser bisheriges Leben zurückzublicken und neue Vorsätze zu fassen. Das ist normal und durchaus günstig, damit wir insgesamt in die Mitte kommen und nicht an einem Pol „hängen“ bleiben.
Ein Mann, der einen stressbedingten Herzinfarkt erlitten hat, tut freilich gut daran, seinen Lebenswandel zu reflektieren und neue Wege zu beschreiten.
Eine Frau, die knapp an einem Burnout vorbeigeschlittert ist, tut ebenso gut daran, aktiv für ihre Gesundheit zu sorgen, anstatt sich nur in Gedanken um sich selbst Sorgen zu machen.
Geschieht dieser Vorsatz jedoch in einer Weise, die ausschließlich rational gesteuert ist, ist der Rückfall in alte Muster vorprogrammiert. Sigmund Freud würde sagen, dass ein Über-Ich-Vorsatz irgendwann seinen Ausgleich fordert. Ein Ausgleich, der dem ES genüge tut. Das ES beinhaltet unsere Gefühle und Bedürfnisse – das sogenannte Lustprinzip.
Ist ein Vorhaben in Einklang mit Kopf (Ratio) und Bauch (Lust), also „aus dem Herzen“ heraus, dann kann es gelingen.
Wie kann so ein be-herz-tes Vorhaben konkret aussehen?
- Ziel positiv formulieren: Nehmen Sie sich nicht vor, was Sie nicht oder weniger oft tun möchte, sondern nehmen Sie sich das vor, was Sie mehr oder öfters tun möchten. Beispiel: Statt weniger Alkohol trinken möchten Sie etwa mehr Wasser trinken?
- Ziel konkret formulieren: Oft definieren wir unklar, was wir möchten. So z.B. nehmen sich Menschen nach einem Kuraufenthalt vor, mehr Sport zu betreiben. Da jedoch nicht klar ist, was „mehr Sport“ konkret bedeutet, bleiben wir beim Alten, denn „mehr“ klingt danach, dass es „nie genug“ ist und macht somit schlechtes Gewissen. Schlechtes Gewissen ist auf Dauer ein Motivationskiller. Definieren Sie demnach, was Sie mit mehr Sport konkret meinen. Kann es sein, dass Sie gern zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio gehen möchten? Noch konkreter wäre es, wenn Sie die Uhrzeit definieren und dafür einen Termin in Ihrem Kalender eintragen würden. Wir haben X Termine eingetragen, wo sind die für uns selbst?
- Kleine Schritte-Technik verwenden: Unterteilen Sie Ihr Ziel in kleine Einheiten und gehen Sie diese Schritt für Schritt an. Wenn Sie ein erstes Teilziel erreicht haben, lassen Sie sich offen, ob Sie den nächsten Schritt tun, usw. Wenn Sie Walken gehen möchten und es freut Sie zunächst noch nicht, weil alles andere wichtiger erscheint, dann ziehen Sie sich zunächst nur Ihre Dress an. Lassen Sie sich EHRLICH offen, ob Sie dann auch noch Schuhe anziehen wollen usw. Danach holen Sie Ihre Walkingstecken hervor und lassen sich erneut EHRLICH offen, ob Sie überhaupt walken gehen wollen. Sie wenden sozusagen das „Schau´n ma mal“-Prinzip an. Wenn Sie dann auch Ihre Schuhe angezogen haben, sagen Sie sich, dass Sie mal vor die Haustüre gehen, aber „schau´n ma mal“ ob Sie wirklich walken gehen möchten. Vermutlich haben Sie Ihr Ziel erreicht, aber nur, weil jedes einzelne kleine Teilziel leicht erreichbar war. Und wenn nicht, dann war es nicht bedürfniskonform.
- Realistische und bedürfniskonforme Ziele: Unrealistische Ziele sind auf Dauer nicht bedürfniskonform, weil Sie sich damit entweder überfordern, oder in eine Richtung begeben, in die das Leben Sie womöglich gar nicht haben möchte. Beginnen Sie daher mit realistischen Zielen, die langfristig durchführbar sind. Ist es langfristig realistisch, täglich eine Stunde Sport zu machen? Und macht Ihnen diese Art Sport auch wirklich Freude? Alles, was uns auf Dauer nicht von Herzen ein Bedürfnis ist, wird nicht haltbar sein. Möglicherweise möchten Sie sich sehr wohl bewegen, aber nicht mit Walkingstecken oder nicht im Fitnessstudio? Es gibt viele Möglichkeiten der Bewegung. Vielleicht haben Sie nur die für Sie stimmige Bewegungsart noch nicht gefunden? Wenn Sie sich fragen, was Sie als Kind gern gemacht haben/hätten, und worin Sie talentiert sind, dann ergeben sich daraus leicht gute Ziele. Im Wechsel kann es sein, dass Sie alte Hobbies über Bord werfen und etwas völlig Neues ausprobieren. Lesen Sie mehr zu den Wechseljahren hier.